Der Rauchausstieg ist eine Hürde, die von vielen Rauchern als größte Herausforderung des Lebens angesehen wird. Aber woran liegt das?
Mit dem Inhalieren von Zigarettenrauch öffnen wir die Tür zu einem komplexen chemischen Ballett in unserem Körper in Form einer umfangreichen chemischen Reaktion. Nikotin, der Hauptbestandteil des Rauchs, gelangt schnell in unsere Lunge und von dort aus in den Blutkreislauf. Im Gehirn angekommen wird das Belohnungssystem stimuliert, indem es die Freisetzung von Neurotransmittern wie Dopamin erhöht. Das setzt eine Flut von Glücksgefühlen frei, die uns ein kurzen Moment das Gefühl der Entspannung und des Wohlbefindens vermitteln.
Die Kehrseite dieses kurzfristigen Gefühls ist besorgniserregend. Denn die chemischen Verbindungen im Rauch verursachen eine Verengung der Blutgefäße, was den Blutfluss einschränkt und den Sauerstofftransport im Körper beeinträchtigt. Zudem “betäuben” wir unsere Zellen, da das beim Verbrennen von Tabak entstehende giftige Gas Kohlenmonoxid, sich an rote Blutkörperchen bindet und den Transport von Sauerstoff im Körper behindert. Zellen, Gewebe und Organe werden im Körper geschädigt, was mit der Zeit schwerwiegende Krankheiten hervorbringt:
- Risiko für Herzkrankheiten und Schlaganfälle:
Nach dem Deutschem Krebsforschungszentrum (dkfz) haben Raucher im Vergleich zu Nichtraucher ein mehr als doppelt so hohes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen wie Bluthochdruck oder Herzinfarkt und ein doppelt so hohes Risiko für Schlaganfälle.
- Risiko für Lungen- und Krebserkrankungen:
80 Prozent aller Lungenkrebsfälle sind auf das Rauchen zurückzuführen und auch für chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) die bedeutendste Ursache.
- Risiko für Autoimunerkrankungen:
Studien haben gezeigt, dass Raucher ein um etwa 40-50% höheres Risiko haben, an der Autoimunerkrankung rheumatoider Arthritis zu erkranken, im Vergleich zu Nichtrauchern.
- Risiko für Chronische Erkrankungen des Verdauungstrakts:
Rauchen erhöht das Risiko für verschiedene Erkrankungen des Verdauungstrakts. Eine Metaanalyse, veröffentlicht im American Journal of Gastroenterology, fand heraus, dass Raucher ein etwa 50-70% höheres Risiko für die Entwicklung von Magengeschwüren, GERD und entzündlichen Darmerkrankungen haben
- Risiko für vorzeitiges Ableben:
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass alleine in der Europäischen Region jährlich mehr als 1,2 Millionen Menschen an den Folgen des Tabakkonsums sterben.
https://www.dkfz.de/de/krebspraevention/Downloads/pdf/Buecher_und_Berichte/2020_Tabakatlas-Deutschland-2020_dp.pdf
Mit den großen gesundheitlichen Risiken ist eine große Angst verbunden. Jeder Raucher merkt, dass schon jetzt die Lebensqualität eingeschränkt wird. Selbst einfache Handlungen und Aktivitäten werden zu einer Herausforderung. So wird jede Treppe zu einem unüberwindbaren Hindernis, die eingeschränkte Lungenkapazität und die reduzierte körperliche Ausdauer machen selbst kurze Treppenstufen zu einer mühsamen Anstrengung und Qual. Durch die beeinträchtigte körperliche Fitness ist es nicht möglich das Leben in vollen Zügen zu genießen.
Doch eine schwere Erkrankung oder gar ein vorzeitiger Tod hat nicht nur Auswirkungen auf den Raucher selbst. Zwar bereitet es einen bei dem Gedanken Unwohlsein, dass man seine freie und hart daraufhin gearbeitete Rente nicht genießen kann, wen es aber tatsächlich am meisten trifft sind die Liebsten um einen herum. Ob Ehepartner, Kinder, Freunde oder Enkelkinder - jedem von ihnen wird dadurch große Trauer und Schmerz verursacht. Viele Raucher werden dadurch zu einer Last für die Familie.
Deshalb gibt es in Beziehungen und im familiären Umfeld oft viele Unstimmigkeiten und Streit. Denn neben der hohen finanziellen Belastung von im Schnitt 80-120 € im Monat, was häufig ein Streitthema ist, belasten diese großen Sorgen vor einer Verschlimmerung des medizinischen Zustandes enorm das Verhältnis.
Vielen Rauchern graust es bei diesem Gedanken, denn es macht sich ein Gefühl von Machtlosigkeit und Schuldgefühl breit. Das ist der Moment, an dem Raucher sich dazu entscheiden aufzuhören.
Doch die anfängliche Euphorie wird schnell durch Entzugserscheinungen und Rückfälle überschattet. Man hangelt sich von einer altmodischen Methode zur Anderen. Pflaster, Kaugummis, Sprays, Hypnose - und nichts hilft langfristig so richtig.
Ein Problem, das viele Menschen in Deutschland nur zu gut kennen. Trotz zahlreicher Versuche, mit dem Rauchen aufzuhören, scheitern die meisten Menschen anhaltend. Laut Studien des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) schaffen es nur eine Minderzahl von etwa 3-5% der 17,5 Millionen Raucher in Deutschland, dauerhaft abstinent zu bleiben.